Artgerechte Haltung von Kaninchen
Kaninchen sind gesellige Tiere, die naturgemäß in Familienverbänden leben. Daraus ergibt sich, dass eine Einzeltierhaltung nicht artgerecht ist. Viele Verhaltensweisen sind auf das Zusammenleben in der Familie ausgerichtet. Prinzipiell ist die Kaninchenhaltung nicht einfach!!!
Bewährt hat sich die Paarhaltung gleichgeschlechtlicher weiblicher oder kastrierter männlicher Tiere (erwachsene Kaninchenrammler sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht zusammengehalten werden!) oder die Paarhaltung eines unkastrierten weiblichen mit einem kastrierten männlichen Tier.
Zu vermeiden ist grundsätzlich eine Einzeltierhaltung sowie die Vergesellschaftung von Kaninchen und Meerschweinchen. Letztere geschieht meist zu Ungunsten der Meerschweinchen, da sich Kaninchen häufig sehr dominant und aggressiv gegenüber Meerschweinchen verhalten. Allein aus dem artenspezifisch sehr unterschiedlichen Sozialverhalten von Meerschweinchen bzw. Kaninchen wird deutlich, dass diese Tierarten von Natur aus wenig aufeinander abgestimmt sind.
Als Heimtiere werden Kaninchen häufig paarweise gehalten, wobei die reine Käfighaltung in der Regel viel zu wenig Raum für Bewegung bietet.
Ohne regelmäßigen zusätzlichen Auslauf erleiden die Tiere eine Unterentwicklung des Knochengewebes, wodurch das Risiko eines Knochenbruches stark erhöht wird.
Ideal ist eine Außenhaltung sowohl des Auslaufs als auch der Frischluft wegen, die den Tieren ganzjährig eine ausreichende Fläche für die arteigenen Hoppelsprünge zulässt. Die im Winter kühle Luft ist in jedem Falle verträglicher als die Heizungsluft in unseren Wohnungen, von der die Schleimhäute des Atmungstraktes stark gereizt werden können. Kaninchen haben eine breite Thermoneutralzone, so dass sie auch in unseren Breiten ganzjährig draußen gehalten werden können. Wichtig ist, dass ihnen dabei immer ein Unterschlupf zur Verfügung steht sowie Schutz vor übermäßiger Sonne und Kälte.
Tendenziell erleiden Kaninchen unter entsprechend ungünstigen Haltungsbedingungen häufiger einen Hitzschlag als dass sie unter Erfrierungen leiden müssten.
Gesunde (!) Kaninchen geraten ab 25 °C Lufttemperatur in einen Hitzestress, herz- und kreislaufkranke Tiere entsprechend früher! ! !
Kaninchen haben einen sehr ausgeprägten Hörsinn (16 bis 33.000 Hz), was bei der Auswahl des Käfigstandortes berücksichtigt werden muss. Sie haben aus diesem Grunde in Räumen mit Radios und Fernsehern ebenso wenig gute Lebensbedingungen wie in schlecht gelüfteten und oftmals im Winter überheizten (Kinder-)Zimmern.
Artgerechte Fütterung von Kaninchen
Die Fütterung sollte unter ernährungsphysiologischen Aspekten bei Kaninchen in erster Linie aus grobstrukturierten Rohfasern, d.h. Heu und/oder Gras bestehen. Die spezielle Bakterienflora des Darmes ist in der Lage, Zellulose aufzuspalten, und alle essentiellen Nahrungsstoffe herzustellen. In diesem Darmabschnitt wird ein so genannter Blinddarmkot, die Caecotrophe, gebildet. Dabei handelt es sich um schleimüberzogene, trauben- bis wurstförmige, glänzende Kotbällchen.
Dieser spezielle Weichkot, dessen Anteil am Gesamtkot bei über 30% liegt, passiert die weiteren Abschnitte des Dickdarms weitgehend unverändert, wird von den Tieren direkt vom Anus abgenommen und unzerkaut geschluckt, was meist als „Putzbewegung“ zu beobachten ist.
Eine artgerechte Fütterung besteht aus stets verfügbarem Heu oder Gras als Grundfutter und kann durch abwechslungsreiches Frischfutter wie Salatblätter, Möhren- und Kohlrabigrün, Kräuter aller Art, Klee, Paprika und anderes Gemüse sowie frisches Obst ergänzt werden.
Körnerfutter (Weizen, Roggen, Hafer – auch Haferflocken!!! – Mais und Maisprodukte) ist stärkereiches, zellulosearmes Futter und entspricht nicht dem natürlichen Bedarf der Kaninchen. Weizen-, Hafer- und Maiskörner sind auf den Weltmärkten billige Futtermittel, die von großen Futtermittelfirmen ansehnlich zubereitet und attraktiv verpackt als Futter für Kaninchen und Meerschweinchen angeboten werden.
Die Folgen der chronischen Fehlfütterung sind folgende:
- Zahnprobleme
- Verdauungsstörungen
- chronischer Durchfall
- Trommelsucht
- Leberverfettung
- Übergewicht
- Fliegenmadenbefall
- Kürzere Lebenserwartung
Snacks für Kaninchen und Meerschweinchen beinhalten gemäß der Packungsdeklarationen Zucker, Mehl, Maiskleie, Hartbiscuit, Zuckerrohrmelasse, Bäckereinebenerzeugnisse, ausgesuchte Getreidearten, wertvolle aufgepoppte Getreidesorten, Saaten, gehackte Nüsse, Honig, pflanzliche Nebenerzeugnisse, tierisches Eiweiß, tierische Nebenerzeugnisse, frische Eier, Milch- und Molkereierzeugnisse, Joghurtpulver ... und sind deshalb nicht artgerecht!!!
Salzlecksteine und Nagesteine sind im Kaninchenstall fehl am Platz. Im Futter der Kaninchen sind bereits genügend Mineralien enthalten. Nehmen Kaninchen zuviel Mineralien auf, können Blasensteine entstehen, die an der Blasenwand reiben und so zu Blut im Urin und Schmerzen führen können.
Die entstandenen Gesundheitsschäden können nicht immer durch die tierärztliche Behandlung behoben werden und somit heißt es:
Vorbeugen ist besser als Heilen!